Aktivitäten & Berichte der Nagelkreuzgemeinschaft und der Nagelkreuzzentren.

Ökumenische Versöhnungsgebete zu Hause erleben

Aus der deutschen Nagelkreuzgemeinschaft heraus ist mehrfach der Wunsch nach geistlichem miteinander per Video stark geworden, um sich untereinander zu stärken und die Gemeinschaft der Versöhnungssuchenden trotz der allgemeinen Situation zu erleben.

Von zwei ökumenischen Angeboten wissen wir, vielleicht gibt es auch weitere Initiativen.

In Dachau wurde bei YouTube ein eigener Channel für die wöchentlichen Versöhnungsgebete eingerichtet: solange die KZ-Gedenkstätte geschlossen bleibt, wird regelmäßig freitags auf 12.30h eine weitere aktuelle Andacht eingestellt:

Evang. Versöhnungskirche Dachau – YouTube

Im Mittelpunkt dieser Andachten steht neben dem Versöhnungsgebet von Coventry die biographische Erinnerung an Verfolgte des Nationalsozialismus, zumeist an einen Häftling des Konzentrationslagers Dachau.

Die Verantwortlichen der Versöhnungsarbeit in Dachau freuen sich, wenn die Andachten von vielen in der Gemeinschaft wahrgenommen werden! Sie werden ja für längere Zeit verfügbar sein.

Jeweils am ersten Freitag des Monats, um 12.00 Uhr, treffen sich seit einiger Zeit per Videokonferenz Menschen aus der Internationalen Versöhnungsgemeinschaft (bisher: Amerika, Südafrika, Niederlande, Polen, Österreich, Indien, Großbritannien und Deutschland), um ein abwechselnd vorbereitetes Gebet miteinander zu sprechen. Diese Videokonferenzen sind zweisprachig (Englisch und Deutsch). Wer daran teilnehmen will – am 5. Februar oder im März – meldet sich bitte bei Oliver Schuegraf per eMail, damit sie/er die Zugangsdaten zur Zoom-Videokonferenz erhält.

Mitglieder-versammlung in Loccum, 20.-22. September 2019

Vom 20.-22. September 2019 hat sich die Mitgliederversammlung der deutschen Nagelkreuzgemeinschaft in Loccum getroffen. Das Treffen wurde zum einen durch die Wahlen zum Leitungs­kreis und Vorstand bestimmt. Zum anderen wurde wie üblich ein thematischer Schwerpunkt gesetzt: Am Samstagnachmittag beschäftigte sich die Mitgliederversammlung mit dem Thema „Erin­nerungskultur“.

Das folgende Video bietet einige Eindrücke aus Loccum.

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Dresdner Nagelkreuzsonntag bereits am 1. September 2019

Dresdner Nagelkreuzsonntag, 1.9.19

Am 01.09.19 feiern wir in der Frauenkirche erstmals den internationalen Nagelkreuzsonntag.

Die weltweite Nagelkreuzgemeinschaft hat angeregt, ab 2019 jährlich jeweils am letzten Sonntag im September einen Nagelkreuzsonntag zu feiern. Alle Nagelkreuzzentren sind eingeladen, an diesem Sonntag mit einer verbindenden Liturgie, die in der Kathedrale von Coventry entwickelt wurde, Gottesdienst zu feiern und so ein Zeichen der geistlichen Einheit zu setzen.

Wir haben in Dresden mittlerweile fünf Nagelkreuzzentren (Ev. Diakonissenanstalt, Kreuzkirche, Kirchgemeinde Maria am Wasser, Busmannkapelle, Frauenkirche) und möchten den Nagelkreuzsonntag als Dresdner Nagelkreuzgemeinschaft gemeinsam feiern. Aus organisatorischen Gründen begehen wir den ersten Nagelkreuzsonntag früher als unsere Schwestern und Brüder in den Nagelkreuzzentren weltweit. Der 1. September – Weltfriedenstag – ist ein sehr passender Termin. Er mahnt uns, nicht zu vergessen, welches Leid mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren über die Welt gekommen ist.

Das Engagement für ein friedliches und gerechtes Miteinander in der Gesellschaft sind der Nagelkreuzgemeinschaft aus dem Evangelium heraus Anliegen und verantwortungsvoller Auftrag. Daran wollen wir auch ganz bewusst am Wahlsonntag erinnern.
Besinnen wir uns vor Gott und in seinem Geist des Friedens auf unsere Möglichkeiten, versöhnend zu wirken. Vergewissern wir uns der Verbundenheit und danken wir für ein weltweites Netzwerk, das von der St Michael’s Cathedral in unserer Partnerstadt Coventry ausgegangen ist.

Pfarrerin Angelika Behnke, für das Vorbereitungsteam

Eindrucksvoll schön – eine Reise nach Coventry

Kathedrale bei Nacht – Foto: Friederike Gröpler.

Die Klosterkirche Neuruppin gehört zur weltweiten Nagelkreuzgemeinschaft. Diese Versöhnungsbewegung entstand von Coventry aus nach der Zerstörung der Kathedrale (durch deutsche Fliegerbomben im November 1940). Die Kirche war komplett ausgebrannt, nur die bunten Fenster hielten dem Feuer noch einige Zeit stand. Am Boden der Ruine lagen zwei Holzbalken zu einem Kreuz geformt übereinander. Ein Wunder? Sicher so etwas ähnliches, das wirklich Wundervolle ist aber, dass aus dieser traurigen Geschichte nicht weiterer Hass entstanden ist, sondern eine weltweite Bewegung für Frieden und Versöhnung. Der damalige Provost (das ist der oberste Geistliche an dieser Kirche) empfand am Tag nach der Zerstörung in der ausgebrannten Kirche nicht den Wunsch nach Vergeltung, sondern nach Vergebung. Er schrieb mit Ruß an die Kirchenmauer: „Father forgive“. Einer seiner Arbeiter brachte ihm einige alte Nägel aus der Ruine und zeigte ihm, wie sich drei Nägel auch zu einem Kreuz formen lassen. Und Provost Dick Howard nahm in den Jahren danach mit anderen christlichen Gemeinden Kontakt auf. Mitte der 50er Jahre wurde das Versöhnungsgebet formuliert, dass den Impuls „Father forgive“ aufnahm. Seit dieser Zeit wird in Coventry, aber auch in vielen Gemeinden auf der ganzen Welt am Freitagmittag um Vergebung gebetet.

Auch die Klosterkirche gehört zu dieser Bewegung, allerdings, so richtig aktiv war die Gemeinde nicht mehr. Zu wenige Aktive konnten das „nebenher“ nicht stemmen. So entstand die Idee, durch eine Reise nach Coventry neue Mitstreiter zu gewinnen.

Und so starteten wir, eine bunt gemischte Truppe von 11 Personen,  Anfang April nach Coventry. Ganz klassisch kamen wir im strömenden Regen an und starteten gleich nach dem Trocknen zur Kathedrale, um am Evening Song, der Abendandacht, teilzunehmen.

Unmittelbar neben der Ruine wurde in den sechziger Jahren eine beeindruckende neue Kathedrale errichtet. Und, gleich war das Wunderbare an diesem Ort zu bemerken. Wir betraten die Kathedrale an einem regnerischen Aprilabend – und die bunten Fenster strahlten Hoffnung und Freude aus!

Der Besichtigung der beiden Kathedralen am Folgetag sah ich mit gemischten Gefühlen entgegen. Durfte ich – eine Deutsche – durch die Ruine gehen und mich trotzdem am Urlaub und der strahlenden Sonne erfreuen. Musste ich nicht vor Scham im Boden versinken? Nein, ich musste nicht. Da war sie, diese Faszination, die von der Ruine ausging. Ja, es war richtig, dass ich da war, ich, die Erbin der Zerstörer. Das ist Versöhnung! Nicht das Schämen und wegsehen, sondern hingehen, sich der Schuld stellen und besser machen.  Da stand ich in dieser kaputten Kirche und habe mich das erste Mal in meinem Leben im Ausland nicht geschämt, eine Deutsche zu sein!

So konnte ich, erfüllt von tiefer Ruhe, die Besichtigung der  neuen Kathedrale genießen, in der Kinder spielen und lernen und  das Leben nur so summt und singt. Und bei der Andacht habe ich das Vaterunser gebetet: Auf Deutsch!

Nach drei Tagen in Coventry haben wir uns noch die Gegend um Birmingham angeschaut und, zur Krönung des Ganzen, London besichtigt. Und, wie sollte es 2019 anders sein, Fontane hat uns auch begleitet und mit äußerst zeitgemäßen Betrachtungen die Umgestaltung der Landschaft durch den Menschen kommentiert! Es war so eine schöne Fahrt, was sicher auch der guten Organisation und, nicht zuletzt, den durchweg liebenswerten Mitreisenden zu verdanken ist. Und das Konzept ist aufgegangen: Wir werden uns alle für die Nagelkreuzgemeinschaft einsetzen, es ist Zeit!

In die Freitagsabendandachten wird das Coventry-Gebet integriert werden.

Und am 15. September 2019 werden wir ab zehn Uhr einen großen Gottesdienst feiern, zu dem alle herzlich eingeladen sind. Vielleicht können wir Ihnen auch ohne Fahrt nach England unsere Eindrücke vermitteln und Sie so an etwas wirklich Wundervollem teilhaben lassen.

 

Uta Kurz, Neuruppin

Ringen um Versöhnung und Frieden in unserer Welt

Regional-Treffen der Nagelkreuzgemeinschaft in Bayern am 06.04.2019 in Leipheim und Günzburg

„Erhalt uns Gott bei deinem Wort und steu’re deiner Feinde Mord…“ Der Spruch aus dem Reformationszimmer im Heimat- und Bauernkriegsmuseum Blaue Ente in Leipheim ließ uns Teilnehmer des Regionaltreffens der Nagelkreuzgemeinschaft doch alle aufhorchen. Ist das christlich und wo bleibt da die Toleranz oder geschweige denn die Versöhnung, die unsere Gemeinschaft doch als das wichtigste Ziel sieht? Natürlich ist dieser Ausspruch ein Fragment aus längst vergangener Zeit, aber auch ein Grund genug, sich mit dem heutigen Verständnis von Versöhnung und Toleranz auseinanderzusetzen. Um diese Themen ging es dann auch im gegenseitigen Austausch der aus Bayern und Gästen aus Österreich und Pakistan stammenden Teilnehmer. Bereits die beiden Bürgermeister aus Leipheim und Günzburg gingen in ihren jeweiligen Grußbotschaften auf die Wichtigkeit eines solchen Treffens ein: „Nicht Bitterkeit, Hass oder der Wunsch nach Vergeltung sollten die Zukunft prägen, sondern die Hoffnung auf Versöhnung, Vergebung und Frieden.“

Wir erspürten im geschichtsträchtigen Museum zunächst die Not, die aufständische Bauern 1525 in den Krieg trieb, wir registrierten beeindruckt deren Forderung nach Mitbestimmungs- und Freiheitsrechten und waren bestürzt über das blutige Ende der Bauernkämpfe. Pfarrer Oßwald, der Gastgeber unserer Veranstaltung im ev. -luth. Gemeindehaus, nahm nachmittags in seiner Begrüßung den Faden wieder auf und berichtete vom Kampfgeschwader 55, dass 1938/39 auf dem Fliegerhorst Leipheim stationiert war und im Jahre 1940 an der Bombardierung von Coventry (Mittelengland) beteiligt war. Versöhnung tut Not und geschieht, wobei er als aktuelles Beispiel erwähnt, dass sie zumindest in Form gelebter Ökumene sichtbar wird, da während der Renovierung seiner Kirche die Gemeinde in der katholischen Nachbarkirche einen Ort für ihre Gottesdienste finden kann – „ein einfacher Anruf beim Kollegen reichte aus“!.

In mehreren Workshops setzen sich dann alle TeilnehmerInnen noch konkreter mit dem Anspruch und der Verwirklichung von Versöhnungsarbeit auseinander. Ist Versöhnung „cool“, wie kann sie im Miteinander mit anderen Religionen und Kulturen gelingen – oder sollten wir auch einmal „laut sein“, wenn es zum Beispiel um den Klimawandel geht? Im Blickfeld steht dabei auch der Wunsch, insbesondere die Jugend für dieses wichtige Thema zu gewinnen. Nach all den engagierten Diskussionen blieb die Feststellung im Raum, dass Toleranz eine lebenslange Aufgabe darstellt, die Versöhnung bewirken kann. Toleranz um jeden Preis wäre aber falsch verstanden, da sie da endet, wenn Menschenrechte bedroht sind. Es geht um eine ehrliche Auseinandersetzung unter Achtung des Nächsten in seiner Würde.

Dazu hat die Nagelkreuzgemeinschaft etwas zu sagen und deshalb soll zukünftig noch bewusster dieser Auftrag durch Jahresthemen erarbeitet werden, damit die drei prägnanten Aussagen der Nagelkreuzgemeinschaft – die Wunden der Geschichte heilen, mit Verschiedenheit leben lernen und am Frieden arbeiten – Wirklichkeit werden können.

Den Ausklang des Tages bildete gemeinsames Beten und Singen in der ehemaligen Hofkirche im nahen Günzburg. Dort ist ein Nagelkreuzzentrum, das vom „Verein der Freunde der Hofkirche“ betreut wird. „Im Gebet schließen wir uns mit allen, die sich für Frieden und Versöhnung weltweit einsetzen, zusammen und fühlen uns verbunden“, so begann die Einleitung in der Hofkirche. Im Zentrum steht dabei die Versöhnungslitanei von Coventry, die auch regelmäßig jeden Freitag in der Hofkirche und in den 70 Nagelkreuzzentren in Deutschland gebetet wird.

Walter Elsner

Hintergrundinformation:
Die Nagelkreuzgemeinschaft in Deutschland e.V. ist Teil der internationalen Nagelkreuzgemeinschaft. Am 14. November 1940 wurde die englische Stadt Coventry mit ihrer mittelalterlichen Kathedrale von deutschen Bomben zerstört. Statt nach Vergeltung zu rufen, hatte der damalige Propst, Richard Howard der Kathedrale eine andere Vision: dem Feind sollte die Hand zur Versöhnung gereicht werden. Symbol dieses Versöhnungsdienstes wurde das Nagelkreuz, zusammengefügt aus drei Zimmermannsnägeln aus den Dachbalken der zerstörten Kirche. Das Nagelkreuz von Coventry steht heute als Zeichen der Versöhnung und des Friedens an vielen Orten der Welt. Die Nagelkreuzgemeinschaft ist ein weltweites Netzwerk von christlichen Kirchen und Organisationen, die auf der Grundlage des Glaubens an den dreieinigen Gott und inspiriert durch die Geschichte der Kathedrale von Coventry und ihres Nagelkreuzes eine fortdauernde Verbindung mit der Kathedrale pflegen und die sich verpflichtet wissen, für Frieden und Versöhnung zu beten und zu arbeiten. Im Mittelpunkt des Gebetes steht die Versöhnungslitanei von Coventry, die in sieben Anrufungen Gottes sein Erbarmen zu den menschlichen Unzulänglichkeiten wie etwa den Hass, der die Menschen trennt oder die Besitzgier, die die Arbeit der Menschen ausnutzt und die Erde verwüstet, durch das „Vater vergib“ erbittet. Dies war auch genau die Bitte, die der Propst der Kathedrale von Coventry an die Apsis-Wand seiner zerstörten Kathedrale schreiben ließ: father forgive – Vater vergib!

Meine Reise nach Coventry

Hallo liebe Nagelkreuzgemeinschaft, heute hören Sie mal von mir. Ich möchte Ihnen von unserer Reise nach Coventry erzählen.

Mittwoch, 26.09.2018

Es geht los, Herr Hunder, meine Töchter und ich sind freudig aufgeregt, denn wir fliegen nach England zum „International Gathering“, der Nagelkreuzgemeinden in Coventry. Bei strahlendem Sonnenschein landeten wir in Birmingham, und es sollte die nächsten Tage so bleiben, wunderbar.

In Coventry wurden wir herzlich begrüßt und am Abend gab es ein leckeres Buffet zum Kennenlernen. Das Programm der nächsten fünf Tage war intensiv, reichhaltig und abwechslungsreich von morgens 8:30 bis 21:00 Uhr. Man hätte nicht an allem teilnehmen müssen, aber wir wollten natürlich nichts verpassen.

Die beeindruckende, einzigartige Kulisse der Kathedrale, interessante Gespräche mit Menschen von aus fast allen Teilen der Welt (USA, Indien, Pakistan, Südafrika, Schottland, Kanada, Großbritannien, Österreich) und viel Spaß, machten dieses Treffen zu einem tollen Event. Die deutsche Gruppe war die größte, es gibt mittlerweile 68 Nagelkreuzzentren in Deutschland, womit sich bei uns die meisten Zentren befinden.

Beeindruckend war ein Abend an dem die gesamte Kathedrale nur mit Teelichtern beleuchtet war und man 1,5 Stunden zur Meditation, zum „zur inneren Ruhe kommen“, beten und oder einfach nur „auf sich wirken lassen“, Zeit hatte. Auch gab es an einem Abend in der Kathedrale die Möglichkeit mit einer Irish Folk Band Tänze zur Musik zu erlernen, sowie einen wunderschönen Konzertabend mit Opernsängern als Abschluss am Samstag.

Während der ganzen Zeit erfuhren wir immer wieder die liebevolle fürsorgliche Betreuung unserer Gastgeber durch englisches Essen und in netten Restaurants oder durch Lunchpakete in denen es an nichts fehlte. Eine perfekte logistische Leistung.

Emotional hat mich die Lesung der Litanei im Altarraum der Ruine durch Oliver Schuegraf bei strahlendem Sonnenschein und Bischof Christopher von Coventry im Abschlussgottesdienst am Sonntag berührt. Bischof Christopher betete das „Vater unser“ in deutsch, zu Ehren der deutschen Teilnehmer.

Meine Töchter Nina und Lara sowie ich danken allen, die uns diese wunderbare Möglichkeit der Begegnung, des Austausches und des Erlebens dieser versöhnlichen und friedvollen Stimmung ermöglicht haben.

Friede sei mit Ihnen Ihre Cornelia Bachmann

Jugendkonferenz in Coventry 2018

„Youth Gathering“ in Coventry/GB

Die Jugendkonferenz der weltweiten Nagelkreuzgemeinschaft fand von Sonntag, 29. Juli bis Freitag, 3. August 2018 in Coventry statt und bot eine einzigartige Gelegenheit, die Kathedrale von Coventry zu erleben, ihre Arbeit kennenzulernen, mit anderen gemeinsam zu leben, zu diskutieren und als junger Versöhner aktiv zu werden.

Umrahmt von den Kerngedanken der CCN, die Wunden der Geschichte zu heilen, mit
Verschiedenheit zu leben, Vielfalt zu feiern und eine Kultur des Friedens aufzubauen, beinhaltete die Tagung folgende Themen:

  • Lerneinheiten zum Thema“ Zuhören, Konflikttransformation und Führungsfähigkeiten“
  • Praktische Beispiele zum Thema „Versöhnung“ von CCN-Partnern weltweit und in Coventry;
  • Organisierte Diskussion über Fragen zum Interreligiösen Dialog und Integration vor Ort mit anderen Glaubensverantwortlichen in Coventry;
  • Teilnahme am spirituellen Leben der Kathedrale, einschließlich eines speziellen großen Jugendgottesdienstes für diese Jugendversammlung;
  • Zeit, Coventry ruhig und meditativ in persönlicher Zeit und Weise zu erleben.

An der Konferenz nahmen junge Menschen aus Deutschland, Österreich, England, Amerika, Polen, Südafrika, Indien und Mauritius teil.

Bitte klicken Sie auf die folgenden Fotos für eine vergrößerte Ansicht.

Kreuzeskirche in Altessen: Standing Ovations für Zivilcourage

Bei einem bewegenden Fest in der Essener Kreuzeskirche wurden die Sieger des Awards für Streitkultur ausgezeichnet, den der Kreativunternehmer Reinhard Wiesemann gestiftet hatte. 250 geladene Gäste erlebten Selly Wane (32), Wirtschaftswissenschaftlerin, Cafébetreiberin mit senegalesischen Wurzeln und Initiatorin zahlreicher Integrationsprojekte, die den Hauptpreis des S.E.N.S.S.-Awards 2018 entgegen nehmen konnte. Das Schöne: Die Gewinner des zweiten und des dritten Preises, die vor ihr ausgezeichnet worden waren, applaudierten genauso frenetisch und begeistert, wie alle weiteren Gäste.

Mit Selly Wane wurde eine Frau ausgezeichnet, die sich ganz einfach weigerte, dem Druck bestimmter politischer Meinungen nachzugeben – einer Meinung, die es für verboten hält, mit dem politischen Gegner auch nur zu reden. Als Person of Colour, Betreiberin von Upcycling-Projekten in Afrika und von »Cooking Hope« in ihrem Café, wo Flüchtlinge Rezepte ihrer Heimat kochen, war sie nun wahrlich jeder Sympathie für die AfD unverdächtig. Dennoch entschloss sie sich, die Vertreter dieser Partei vor der Bundestagswahl genauso zu einer Veranstaltung in ihr Café einzuladen, wie die aller anderer Parteien – nicht aus Sympathie, sondern, wie sie sagt: »ich denen in die Augen sehen wollte und verstehen, warum sie denken, was sie denken.« Von Boykottaufrufen, Gewaltandrohungen und Diffamierungen ließ sie sich nicht davon abbringen. Ihr Credo: »Man muss sich einfach nach seiner Überzeugung verhalten. So.«

Rund um die Auszeichnungen erlebten die Gäste in der Kreuzeskirche ein Programm, das mit Theater, Musik, Diskussionen und Vorträgen um die Frage kreiste: »Können wir noch miteinander reden?«. Lehrer aus vollkommen unterschiedlichen Schulen diskutierten mit der Moderatorin Gisela Steinhauer über die Erfahrungen mit ihren jungen Schülern; Ali Can, Autor des Buches »Hotline für besorgte Bürger« erzählte, wie ihn die Bilder des bedrohten Busses mit Flüchtlingen in Clausnitz dazu brachten, aktiv zu werden… und auf Pegida- Demonstranten zuzugehen, anstatt sie anzuschreien (Schokoladenhasen erwiesen sich als sinnvolles Mittel zur Deeskalation).

Den ganzen Abend über hing auf der riesigen Leinwand in der Kreuzeskirche ein Zitat von Mahatma Gandhi über den Gästen: »Der Feind ist die Angst. Wir glauben, es ist der Hass, aber es ist wirklich die Angst.«

(stark gekürzt; wir danken Matthias Giese für die Möglichkeit des Abdrucks)